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Olli Schulz

Warten Auf Den Bumerang

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Es ist keineswegs so, dass Olli Schulz mutiert wäre, dass auf einmal die Springsteen'schen Brusthaare irgendwo rausquellen würden. Und er trägt auch keinen Dylan Hut, auch keine Neil Young Cowboystiefel. Aber irgendetwas hat den Songwriter verändert.
Irgendwie hört man "Warten auf den Bumerang" an, dass sich etwas gravierendes eingeschlichen hat. Zuerst einmal sind da überhaupt die Bandveränderungen. Tomte-Gitarrist Dennis Becker ist endgütlig festes Mitglied. Andre Frahm am Schlagzeug auch. Und zusammen mit Olli Schulz und dem Hund Marie Max Schröder sorgt das Quartett für einen so dicken, satten Sound, dass man förmlich erschrickt. War das "Beige Album" schon ein Schritt nach vor, ist "Warten auf den Bumerang" nun sowas wie die grundsätzliche Abkehr vom skizzenhaften Comedy-Songwriter-Pop des Debütalbums. Der Humor wurde skalpiert. Wüsste man nicht, dass das hier Olli Schulz ist, jener Songwriter, der auf der Bühne zum fast unerträglichen (lustigen) Selbstdarsteller wird, könnte man glauben, es wäre das Debütalbum eines Schwerenöters. Schicksal, Einsamkeit, Mutlosigkeit, Paranoia auf der einen ("Wenn das Leben dich beisst", "Keiner hier bewegt sich"), aber auch fordernde, klug beobachtete, fast euphorische Alltagsbeobachtungen ("Was macht man bloß mit diesem Jungen?"). Mittendrin Tummeln sich die Bandmitglieder und mauern dem Schulz ein Gebäude, das ihm besser zu gefallen scheint als die Papphütte, die man Comedy-Pop nannte. Da sind Swing, Country, aber auch elektronische Eskapaden, dumpfe Beats und schwelgende, elegische Gitarrenriffs. Und Mittendrin wieder die Reduktion, die Olli Schulz so sympathisch gemacht hat. "Armer Vater" als ergreifendes Opus, das die mutige, vielleicht etwas kitschige Seite des Songwriter offenbart und einen unbeweglichen Knoten im Magen produziert. "Du bist ein Zeuge dieser Zeit / und was du sagst und was du tust / bleibt als Beweis". Dieses Album ist ein mutiger Schritt für den Hamburger, der einige Fans wegätzen könnte. Und auch der Schritt weg vom grand Hotel van Cleef hat sicher ungemein egoistische Züge. Aber es ist ihm gelungen. Applaus.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 49:14 / Songwriter-Pop

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