Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Rjd2

The Third Hand

Rjd2.jpg

Die besten Platten kommen oft aus dem nichts. „The Third Hand“ kommt auch ein wenig aus dem nichts. Der Erzeuger Rjd2 dagegen ist ein alter Bekannter, zumindest in einem überschaubaren Kreis. Hier kommt das Album für den finalen Winter, der eigentlich gar keiner war. Eine Platte für Fans von Beck, Hip Hop und bescheidene Multiinstrumentalisten.
Man könnte auch einfach sagen, dass „The Third Hand“ ein Werk ist für Leute, die auf gut produzierte Tonträger stehen. Allerdings würde das etwas zu nüchtern, sachlich und abgeklärt klingen. Denn trotz der perfekt sitzenden Produktion hat dieses Stück Musik mehr Herz und Seele als 97% der anderen Platten, die in diesem Jahr bisher erschienen sind. Auf „The Third Hand“ wird gegroovt, gesummt und gepopt. 15 Songs zu den man tanzen kann, aber auch träumen. Knutschen, aber auch nachdenken. Es kann sich das Gefühl einstellen etwas längst Vergangenes zu vermissen und das Gefühl irgendetwas nicht mehr loslassen zu wollen. Rjd2s Biografie sagt, dass er sich in der Vergangenheit einen Namen als Underground Hip Hop-Produzent gemacht hat. Dabei geht es aber um die Sorte Hip Hop mit Geschmack, nicht die Art Hip Hop, die uns MTV verkaufen will. Rjd2 produziert neben seinen Soloalben auch noch die eigene Band Soul Position, sowie diverse befreundete Acts. Er ist bekannt für seine feinen Remixe und schreibt nebenbei Musik für Videospiele und DVDs. Der Mann ist also definitiv überkreativ und muss seine Ideen unter die Leute bringen. Aber nicht auf die aufdringliche Art. Sein Studio verlässt nur echte Qualität. Rjd2 aus Philadelphia braucht keine Posen, er lässt seine Musik sprechen. Da wo „Solo“ draufsteht, ist auch Solo drin, denn der 30-Jährige frickelt alles alleine zusammen, sampelt sich dabei einen Wolf und spielt auch alle Instrumente im Alleingang ein. Und das macht er dabei so gut, dass „The Third Hand“ zur bedingungslosen Kaufempfehlung gerät. Zumindest für Menschen, die auf hochinteressante Platten stehen, die trotzdem ohne große Umwege ins Ohr und in den Bauch gehen. Da stimmt einfach alles. Die Pianomelodien zu Beginn und am Ende geben dem Album ein rundes Erscheinungsbild und dazwischen tummeln sich Eimer voll mit Songwriter-Klasse und Produzenten-Fähigkeiten. Jeder Synthesizer und jedes Sample ist hier am richtigem Platz. Die Akustikgitarre ist nicht nur Mittel zum Zweck, sondern erfüllt einen kurzen, sinnvollen Dienst. Das ist Stilvielfalt ohne zu nerven. Schon lange wurde Popmusik nicht mehr so anspruchsvoll dargeboten.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 47:12 / Anything Goes Pop

Autor:





ERROR!