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The Dance Inc.

Legs And Arms

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„There’s a time and a place for everything“ heißt es im Opener dieser Platte – und die Zeit für das Debüt von The Dance Inc. ist jetzt gekommen. Zusammen mit Tobias Levin hat das Trio aus Hamburg eine Platte aufgenommen, die den state of the art moderner Popmusik auf den Punkt bringt. Man weiß um seine Vorbilder, vornehmlich aus den 80ern, hat aber Herz, Verstand und vor allem den Arsch im ausgehenden 00er Jahrzehnt.
Was dabei herauskommt ist Musik, die sowohl im Club wie auch zu Hause funktioniert. Unterkühlt und distanziert einerseits, andererseits eindringlich und packend. Stefan Goetsch hat grandiose Synthiemelodien in petto und doch klingen die Songs nicht artifiziell, was Andre Frahms (Marr, Olli Schulz) Schlagzeugspiel zu verdanken ist. So liefern die beiden den klanglichen Nährboden ab, auf dem Jan Elbeshausens Gesang wie eine Pflanze wächst. Dieser erscheint, da er schließlich nicht schreien muss, tiefer als bei seinem Rockoutfit Marr. Wunderbar ist auch, wie Elbeshausen die Wörter biegt um sie in seine Gesangsmelodien zu passen. Doch trotz des ausgetüftelten Klangs legen The Dance Inc. in erste Linie wert auf den Song. Dies dürfte auch der Grund sein, wieso zwischen erster Single und dem Debütalbum vier Jahre vergangen sind. Dafür hat man jetzt eine ganze Reihe von Hits und Subhits, darunter nicht nur die bereits von den EPs bekannten Stücke „Looking Like That“ (in überarbeiteter, wesentlich druckvollerer Version) und „Catpurr“, sowie die erste Single „Don’t Run To The Suburbs“, auch sonst gibt es auf dem Album viele Perlen zu entdecken.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:36 / Pop

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Ihr wollt noch mehr wissen? Wir auch. Deswegen haben wir nachgefragt. Und zwar bei Jan Elbeshausen, der sich freundlicherweise durch das ungeliebte Kommunikationsmittel E-Mail-Interview gequält hat.

The Dance Inc. stand schon ewig im Raum, warum hat es dennoch so lange gedauert, bis ihr ein Album gemacht habt?
Wir wollten das Album unbedingt mit Tobias Levin aufnehmen. Und bis das alles unter Dach und Fach war, und wir ins Studio gehen konnten, hat es tatsächlich eine Weile gedauert. Das ganze sollte ja auch kein Schnellschuss werden. Aber wir sind doch froh, wenn die Platte jetzt endlich in den Läden steht und gehört werden kann.

Hat sich auch über die Zeit Eure Beziehung zu The Dance Inc. verändert, seht Ihr Euch inzwischen als Band oder immer noch mehr als Projekt?
Seitdem Andrè bei Dance Inc. Schlagzeug spielt, und wir immer mehr Zeit und Energie in die ganze Sache stecken, ist Dance Inc. für uns auf jeden fall zu einer richtigen Band gewachsen. Gerade live wird sich da bestimmt noch einiges entwickeln, da wir merken, wie viel mehr Musik wir rausbekommen, wenn wir mehr Instrumente auf der Bühne haben. Wir waren da schon immer eher maximal eingestellt.

Ging es am Anfang darum einfach etwas völlig anderes zu machen – fernab von Marr oder Euren anderen Projekten, oder war da eine ganz konkrete Zielvorstellung, welchen Sound Ihr machen wolltet?
Wir machen keine konzeptionelle Musik. Wir schreiben Songs und setzen sie mit unseren Mitteln um. Das Elektronische in der Musik ist uns schon wichtig, aber noch viel wichtiger ist uns dabei ob der Song gut ist.

Ist Eure Musik eine Reminiszenz an die 80er Jahre oder eher Euer Entwurf von moderner - vielleicht sogar futuristischer - Popmusik?
Dance Inc. ist unser ganz persönlicher Pop-Entwurf. Da kommen viele Einflüsse zusammen. Wir lieben große Pop Musik und davon gibt’s ne Menge in den 80’s. Aber wir versuchen nicht zwangsläufig so zu klingen. Wir versuchen auch nicht so zu klingen wie aktuelle Musik, die wir mögen. Eigentlich versuchen wir so zu klingen, dass wir uns das selber gerne anhören würden.

Wie läuft das Songwriting bei Euch ab, in der Presseinfo steht etwas von „Proberaum“, das kann man sich bei Euch gar nicht so richtig vorstellen.
Stefan und Ich schreiben die Stücke. Ganz klein, auf dem Klavier oder der Gitarre. Dann nehmen wir die mit zur Probe, und der Rest findet sich dann im Raum. Später nehmen wir das Stück dann Demo mäßig im Studio auf und produzieren die Playbacks für live. Bevor wir mit den Stücken für „Legs And Arms“ ins Studio gegangen sind, haben wir die immer und immer wieder live gespielt und im Proberaum und mit Tobias zusammen überarbeitet.

Habt Ihr im Studio noch viel an den Songs gefeilt oder war das eher ein schlichter Aufnahmeprozess? Welchen Anteil hatte Tobias Levin daran?
Wir haben sehr eng mit Tobias bei dem Album zusammengearbeitet. Vor und auch während des Studios haben wir immer weiter an den Songs gefeilt, bis wir fanden, dass das funkt. „Some Angel“ zum Beispiel war ursprünglich ein schwelgerisches, eher experimentelles Stück. Aber Tobias meinte, dass da ne Pop-Nummer drin wäre, und auf einmal war’s das dann auch.

Wo geht die Reise hin mit dem neuen Album, wollt Ihr ausführlich auf Tour gehen oder ging es mehr darum eine Platte in die Welt zu setzen? Wann kann man mit der neuen Marr-Platte rechnen?
Wir spielen einige Festivals im Sommer und die Tour zum Album ist für Spätsommer/Herbst in Planung. Wir wollen auf jeden Fall ganz viel live mit dem Album spielen! Mit einer neuen Marr Platte vorerst gar nicht. Kommt Zeit kommt Marr. Ich bin musikalisch und auch ansonsten mit Dance Inc. gerade genügend ausgelastet.

Autoren: Steffen Kern (Review) und Sebastian Gloser (Interview)
Foto: Pressefreigabe





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