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Biffy Clyro

Puzzle

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Größenwahnsinn, here we go. Zwei Jahre nach dem Erfolgsalbum „Infinity Land“ sagen Biffy Clyro ja zum Major und ja zur fetten Produktion. Warum auch nicht? Wenn nicht jetzt, wann dann? Mit „Puzzle“ geht man konsequent den nächsten Schritt, ob es ein Schritt in die richtige Richtung ist, wird sich noch zeigen. Fest steht: Ein Meilenstein ist „Puzzle“ nicht geworden, dafür aber ein richtig unterhaltsames Album.
Das liegt vor allem daran, dass Simon Neil und die beiden Johnston-Brüder eine ungeheure Spielfreude an den Tag legen und trotz ihrer neuen Labelheimat nichts oder zumindest nicht viel von ihrem kreativem Wahnsinn verloren haben. Die Songstrukturen sind größtenteils immer noch sehr komplex, nur lässt man inzwischen auch mal etwas Raum für die einzelnen Elemente. Was früher oft in einem Wasserfall aus Ideen untergegangen ist, scheint diesmal deutlicher durch. Gleichzeitig haben gerade die Refrains und Hooklines an Druck und Eingängigkeit gewonnen, Biffy Clyro können einen im Jahr 2007 sogar zum mitsingen kriegen. Und selbst wenn das bärtige Trio dabei manchmal etwas über das Ziel hinausschießt, verübeln mag man es ihnen nicht. Mit „Puzzle“ sind sie jedenfalls definitiv angetreten, um in die Liga der ganz großen Rockbands aufzusteigen. Hallen wollen gefüllt werden, nicht mehr kleine Clubs, auch wenn sie dort wohl immer noch gut aussehen würden. Wenn der Begriff „Alternative“ nicht zum Schimpfwort verkommen wäre, hier würde er passen, wie schon lange nicht mehr. In einer Zeit, in der sich The Cooper Temple Clause auflösen und Muse immer wirrer werden, tragen Biffy Clyro die Fackel der düsteren Breitwandrockbands weiter. Gerne auch mit Klavier, Streichern und Chören. „Living Is A Problem Because Everything Dies“ ist ein mutiger Opener und ernüchternder Weise vielleicht der beste Song auf dem Album. „Saturday Superhouse“ ein unspektakulärer, aber schön straighter Rocksong und „A Whole Child Ago“, sowie „Folding Stars“ versuchen sich ein wenig zu sehr an einem charttauglichen Chorus. Zuweilen wirken auch die Lyrics etwas kitschig, aber wer will es Simon Neil verdenken, wenn der Tod der Mutter verarbeitet werden will und muss. Am deutlichsten wird das vielleicht beim abschließenden „Machines“. Und wer sich das Zwischenstück „9/15ths“ auf der Ohrmuschel zergehen lässt wird feststellen: Mehr geht jetzt nicht mehr, textlich wie musikalisch.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:53 / Rock

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