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M.I.A.

Kala

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 M.I.A. ist zurück und reist erneut um den Globus. Immer wieder vermengt sie Dancehall, Hip-Hop, Grime und Disco - so gut, dass auch Timbaland mal wieder auf den Produzentenstuhl wollte.
Manchmal lohnt es sich eben doch, das löchrige Wissensportal Wikpedia zu bemühen. Zumindest, um Zusammenhänge herzustellen (oder zu entfremden). Bei M.I.A. sieht das dann ungefähr so aus: Mia (Vorname), die Verniedlichung der Essstörung Bulimia Nervosa (Ess-Brech-Sucht), eine deutsche Popmusikgruppe, Marxists Internet Archive, eine im angloamerikanischen Militärjargon gebräuchliche Abkürzung für Missing In Action, das Mathe-Informatik-Abitur, der IATA-Code für den internationalen Flughafen von Miami, Mouvement Islamique Armé, die Bewaffnete Islamische Bewegung Algeriens, das Minneapolis Institute of Arts, eine amerikanische Punkband aus den 80er Jahren sowie und schlußendlich bedeutend, der Künstlername M.I.A. der britischen Rapperin Mathangi "Maya" Arulpragasam. So vieldeutig wie die Abkürzung ist auch der musikalische Fundus der Engländerin mit indischen Wurzeln. "Arular", das explosive Debüt vor drei Jahren, war ihrem Vater gewidmet, einem Führer der Befreiungsbewegung in Sri Lanka. "Kala" ist nun das Produkt ihrer Welttournee, ein wirres und fluoreszierendes Abbild ihres reichen Musikschatzes. Denn eines muss man M.I.A. schon von Grund auf zugestehen: sie versteht etwas von Kunst und Musik. Und sie weiß, wie man das ganze richtig und glaubwürdig verzahnt. "Kala" steht ihrer Vorgängerin "Arular" in nichts nach. Es poltern und stolpern immernoch die Beats, die Synthies fiepen noch immer und an jeder Ecke sausen Samples vorbei (beim Opener "Bamboo Garden" ist das scheinbar ein Formel 1 Wagen). Das ganze zusammen hält M.I.A.'s betörend schöne Voodoo-Stimme, die zwischen Langeweile und Enthusiasmus pendelt. Und wer noch immer nach dem Popsong des Jahres sucht, findet ihn vielleicht in "Jimmy". Bei so viel weltgewandter Dance-Music wird einem ganz schwindelig. Und wenn das bollywood'eske Gefiedel mitten im Song auftaucht, muss man sich fast ein bischen schämen. Weniger wegen der Weltmusik-Klischees, als vielmehr wegen der eigenen Unbeflecktheit, mal über den Tellerrand europäischer und Nordamerikanischer Musikkultur hinauszusehen. Schon dafür hat M.I.A. einen Orden verdient.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 47:32 / Dancehall/Grime

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