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Olafur Arnalds

Eulogy For Evolution

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Die Vergleiche sind rar gesät, das macht es Olafur Arnalds natürlich leichter. Einen Indierocker mit Hardcore Wurzeln erwartet man nicht an klassischer Musik. Genau das hat der Isländer jetzt aber gemacht. "Eulogy For Evolution" ist dabei herausgekommen.
Mosfellsbaer, Island. Da lebt und arbeitet der noch in den frühen Zwanzigern steckende Arnalds. Und er macht das mit einer tiefe Liebe und Melancholie, die einem in den 40 Minuten oft überwältigt. Vor allem der Opener (natürlich sind alle Stücke "untitled") hat eine herzergreifende Wärme, die man so wohl nur bei Isländern findet. Und da sind wird schon gleich bei Sigur Ros. Viel gemeinsam haben beide Künstler nicht, aber gleichsam sphärisch sind sie doch. Bloß, dass bei Arnalds komplett auf Gesang verzichtet wird. "Eulogy For Evolution" hätte so auch ein lupenreiner Soundtrack sein können - für "Noi Albinoi" zum Beispiel. Stattdessen: ein Statement. Arnalds tourt sogar mit diesem Album. Kammermusik live, darauf kann man sich schon jetzt freuen. Nur das Ende wird er wohl so nicht ganz auf die Bühne bringen können. Das ist nämlich so ausufernd und krachig, dass man einen Infarkt riskiert. Für Arnalds Musik tut man das allerdings gerne.

Erzähl doch bitte mal kurz über dich und deine Biography. Wie wurde "Eulogy For Evolution" zu dem, was es heute ist?
"Eulogy For Evolution" ist mein erstes Album, das ich auf diese Art und Weise aufgenommen habe. Darauf befinden sich die ersten klassischen Kompositionen, die ich jemals geschrieben habe. 2003 hat das alles angefangen. Davor habe ich mit klassischen Instrumenten eher herumexperimentiert, habe sie in Rockmusik einfließen lassen bekam so einen Plattenvertrag. Aber als es schließlich daran ging, ein ganzes Album aufzunehmen, war ich mir plötzlich nicht mehr sicher. Ich wollte dann doch klassischere Musik machen. Ich habe aber nachwievor Rockelemente bewahrt, wie man in "3055" hören kann.

Ist es nicht etwas merkwürdig, von Hardcore und Indie ausgerechnet zur klassischen Musik zu gelangen?
Überhaupt nicht! Es wäre merkwürdig, wenn ich jetzt nur noch klassische Musik machen würde. Aber ich denke es ist sehr wichtig, nicht immer das selbe zu machen. Ich liebe so viele Spielarten von Musik. Ich höre alles, von hardcore über house bis Folk und Klassik. Und ich versuche, diese Elemente in meinen Kompositionen zu verbinden. Ich kann Musik nicht einfach nur hören, ich muss sie auch selbst machen.

Wie setzt du das ganze eigentlich Live um?
Ich habe ein Streicherquartett, das mit mir reist und bei allem Shows mitspielt. Ich selbst sitze am Klavier und benutze Loops, playback und andere elektronische Geräte. Aber egal wie groß oder klein die Show ist, sie bleibt immer sehr intim.

Spielt dein Heimatland Island eine große Rolle bei deiner Musik?

Erstaunlicherweise fast gar nicht. Und selbst wenn es doch so ist, könnte ich es nicht erklären. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich auf einen Berg setzen und sich von der Landschaft inspirieren lassen.

Viele Menschen haben die eine Indierock Ästhetik bescheinigt. Verstehst du das? Treibst du das sogar an?
Ich verstehe es auf jedenfall. Was genau das sein soll, weiß ich nicht, aber ich denke es bedeutet eine gewisse Qualität, aber auch Simplizität. Das kann natürlich einfach nur marketingtechnische Gründe haben. Für mich bedeutet es aber: die Lücke zu schließen zwischen Klassik und dem Rest - also klassische Musik zu machen, zu der nicht nur eine kleine, auserwählte Gruppe Zugang findet, sondern auch das 18-Jährige Indierock-Kid von nebenan.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 40:01 / Klassik
 

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