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Jamie Scott

Park Bench Theories

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Einen neuen James Blunt braucht das Land - ach was, die Welt! - nun wirklich nicht. Will Jamie Scott zum Glück auch nicht sein. Dafür ist er nämlich einen Funken zu talentiert.
Es ist schon erstaunlich, dass sich die Ronan Keatings dieser Welt noch immer so gut verkaufen. Als Image, als Kampagne, als Produkt. In den letzten zehn Jahren ist allenfalls die Altersgrenze verschoben worden: heute sind eben jene Sänger erfolgreich, die vom Schrecken des Alters noch verschont sind und ihre Songs tatsächlich selber schreiben. Wer also als einsamer Barde das nächste Pop-Zepter in die Hand nehmen möchte, darf nicht viel älter als Ende zwanzig sein und muss zumindest die Gitarre, besser noch das Klavier, im Schlaf spielen können. Nix mehr mit rumhampeln auf der Bühne, weil man noch chemische Substanzen der Boyband-Vergangenheit in den Blutbahnen hat. Jamie Scott, das wird ihm keiner abstreiten, macht handwerklich bestens verpackte Popmusik mit Schwiegersohn-Charme. Ein wenig Folk, ganz viel Soul in der Stimme und eine auf die Millisekunde genau getrimmte Backing Band können nicht viel falsch machen. Machen sie auch nicht. "Park Bench Theories" geht runter wie Öl, zumindest wenn man eine halbgare Blunt-Kopie befürchtet hatte. Vom viel zitierten Jeff Buckley hat Scott allerdings genauso wenig und es ist schon ein bischen dreist, ihn bereits mit diesem Debüt auf eine Stufe zu stellen. Denn um Originalität ist Scott nicht einmal bemüht. Text-Kokolores und überbordene Stimme machen den Business-Einstand Scotts zuweilen unerträglich. Mehr Brüchigkeit, mehr Mut hätte einem Song wie "Standing in the Rain" gut getan. Ein "Mystery White Boy" ist Jamie Scott somit in hundert Jahren nicht. Eher ein Beweis dafür, dass kalkulierter Erfolg auch in Krisenzeiten möglich ist.

Bewertung: 5 von 10 Sternen / Spielzeit: 46:18 / Soft-Pop

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