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Die Türen

Popo

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Wer sich gern von Äußerlichkeiten abschrecken lässt, sollte schonmal per se vom neuen Türen Album die Finger lassen. Aldi-Optik und Mortadella-Disc sind nicht jedermanns Sache. Alle anderen sollten aber mindestens ein Ohr leihen.
Die Türen sind ein besondere Gattung kommerziell erfolgloser Indie-Acts in Deutschland. Sehr bunt, viel Funk - funktionierte Live immer ganz wunderbar. Auf Platte aber wirkten die Türen meistens überambitioniert und zerfahren. Daran ändert auch "Popo" nichts. So richtig entscheiden mochten sich Die Türen auch diesmal nicht, ob sie nun Funk, Soul, Pop oder Rock sein wollten. Am besten alles zusammen, dachten die Berliner sich, und warfen auch auf "Popo" wieder alles über den Haufen. Unter der Schlagzeile "Wenn der Sport der Bruder der Arbeit ist, ist die Kunst die Cousine der Arbeitslosigkeit" (Thomas Kapielski) subsummiert sich ein Konzeptalbum über die Unmöglichkeit, mit der eigenen Kunst Brötchen zu verdienen. Dass die Türen allerdings schon nach nichtmal einer Handvoll Alben soweit sind, über den deutschen Kulturbetrieb zu lachen und zu weinen, erstaunt allerdings. Denn wer seine eigene Form noch nicht gefunden hat, sollte wohl kaum die Hände allzuweit aufhalten und Trost erwarten. Dennoch: "Popo" ist ein amüsantes, kurzweilige Album über den Rand des Existenzminimums, mit der deftigen Brise Ironie, die eine solche Thematik auch braucht. "Pause machen geht nicht" lehnt sich an Superpunk, "Der Blues kehrt in die Stadt zurück" ist klug verpackter Funk und Soul und mit "Sei schlau, bleib dumm" gibt es noch obendrauf "Remmidemmi"-Reloaded. Zumindest das sollte doch ein paar Tantiemen in den Aldi-Beutel spülen. Für den Rest muss man schon aus Hamburg oder Berlin kommen und einen unverholenen Stolz auf den gähnenden Kühlschrank zur Schau stellen können, um das hier so richtig gut zu finden.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 46:18 / Funk/Soul

 

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