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Spermbirds

Me And My People 2-DVD

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Wie oft erscheinen DVDs mit Band-Dokumentationen, welche wirklich etwas zu erzählen haben? Die Antworten dürften mühelos an beiden Händen abzuzählen sein. Ab sofort jedoch plus eins: Denn die Spermbirds haben in ihrer - wohlgemerkt noch nicht beendeten – gut zwanzigjährigen Karriere mehr erlebt, als ihnen recht sein dürfte. Und das ganze anhand vorliegender „Me And My People”-Veröffentlichung ganz wunderbar aufbereitet.
Die knapp vier Stunden Material lassen sich grob in zwei Teile zerlegen: Da wäre zum einen der „The Boys Are Back In K-Town“ Konzertmitschnitt vom 2005er Heimspiel. Vor über 1000 Fans feierten die Kaiserslauterer ihre Rückkehr, welche sicherlich zu den Höhepunkten der bewegten Historie gehören sollte. Eingefangen von mehreren Kameras und in feinem Sound lässt man fast kein Highlight aus. Die Herren sind zwar sichtbar gealtert, wurden von der Euphorie in der Halle offenbar aber zu Höchstleistungen angespornt. Denn während man auf der anschließenden Tour (z. B. im verranzten Z-Bau zu Nürnberg) keine Stunde mehr durchhielt - damals wurde echt alles gegeben und nichts war mehr übrig! – bringt es die umfassende Setlist hier auf spektakuläre 80 Minuten. Auf der zweiten DVD findet sich neben drei Tour-Berichten vor allem die von sämtlichen Bandmitgliedern und diversen Kameramitschnitten aufgerollte Bandhistorie. Dass Frontmann und Exil-Amerikaner Lee Hollis auch jenseits seiner Band(s) ein exzellenter Unterhalter ist, stellte er dabei ja schon mit haarsträubenden Kurzgeschichten und Spoken Word-CDs unter Beweis. Eine Fähigkeit, die auch „Me And My People“ zu Gute kommt. Und obwohl zu Beginn der Dokumentation noch mit D.I.Y.-Mentalität kokettiert wird: Schnitt, Erzählweise und Bildqualität genügen höchsten Ansprüchen. Doch, noch viel wichtiger: Die Art und Weise, wie Matthias, Markus, Roger, Steve und Lee ihre Geschichten wiedergeben, kommt sympathisch, kurzweilig und weitgehend äußerst witzig herüber. Seien es nun Anekdoten über verkommene Backstage-Räume, den X-ten Ausstieg ihres Sängers oder die vermeintlich erfolgreiche Phase bei GUN-Records - sämtliche Momente werden ironisch, reflektiert und spürbar authentisch wiedergegeben. Das gilt auch für den umstrittenen Interims-Ersatzsänger Ken Haus, an dem zeitweise (zu unrecht) kein einziges gutes Haar gelassen wurde. Am Ende steht ein Gesamtpaket, wie es lohnender kaum sein könnte. Und gleichzeitig ein Pflichtkauf für all jene, die sich irgendwann einmal mit der Musik dieser grundsympathischen Band identifizierten… oder dies, wie ich, noch heute tun.

-- / Spielzeit: ca. 220 min. / Dokumentation und Konzertmitschnitt

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