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Lightspeed Champion

Falling Off The Lavender Bridge

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Als sich die walisischen Noiserocker Mclusky im Jahr 2005 auflösten und sich in die Bands Shooting At Unarmed Men und Future Of The Left spalteten, konnte man sich sicher sein, dass man im Ergebnis nun zwei mal ordentlichen Krach serviert bekommen würde. An ein ähnliches Procedere dachte man zunächst auch, als Devtone Hynes von der durchgeknallten New Rave-Eintagsfliege Test Icicles ein neues Projekt mit dem Namen Lightspeed Champion ankündigte.
Statt aufgeputschtem Indiecore serviert der 22-jährige Londoner aber wunderbaren, um 180 Grad gedrehten Indie-Folk im Omaha-Soundgewand. Im Frühjahr 2007 hatte Hynes „Falling Off The Lavender Bridge“ mit Saddle Creek-Hausproduzent Mike Mogis und Musikern von den Bright Eyes, The Faint und Cursive aufgenommen. Mittlerweile ist er mit verwuschelter Frisur, schrulligem Kinder-Rave-Outfit und Boy-next-door-Geblogge in England bereits zu einer kleinen Stil-Ikone für die Underage-Szene geworden. Von der Attitude her ist Hynes, der schon mal über „Sketchy Motherfuckers“ singt, sozusagen so etwas wie das Pendant zu Adam Green in Deutschland. 'For The Kids' also. War ja klar, dass es damit sogar für eine NME-Coverstory reicht. Man muss aber nicht zwangsläufig zwischen 14 und 18 Jahren alt sein, um die Songs und die märchenhafte Wandlung von Hynes zu mögen. Schon die Singles „Galaxy Of Lost“ und „Tell Me What It's Worth“ kommen mit alles umarmender Upbeat-Melodie, warmer, countryesker Instrumentierung und zweistimmigem Gesang (mit Songwriterin Emmy The Great) so entwaffnend daher, dass man einfach nur entzückt sein kann. So klingen die Songs mal nach Adam Green, einem kleinen Bruder von Kristofer Aström, dann doch wieder nach etwas spröderen Entwürfen eines Tim Kasher. Hynes scheint aber ganz ohne Antidepressiva auszukommen, so weltbejahende, fast hippieske Züge haben seine Lieder. Mit „Midnight Surprise“ bannt der Jungspund sogar einen orchestralen Zehnminüter auf Platte, der ganz ohne Längen auskommt. Alle Achtung vor so viel Ambition. „I Could Have Done This Myself“ hat danach wieder so einen catchy Mitsing-Refrain, der wegen seiner Penetranz fast schon wieder nervt. Man kann sich als gewachsener Hörer aber noch so anstrengen, einen songtechnischen Ausfall findet man auf „Falling Off The Lavender Bridge“ nicht. So könnte es einem mit Lightspeed Champion letztlich höchstens ergehen, wie es der von blumigen Streichern umrahmte Chor im finalen „No Surprise (For Wendela)“ heraufbeschwört: „The More I Hear, The More I Hate“. Davor ist das Ganze extrem nett. Echt.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 43:07 / Indiefolkpop

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