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Jupiter Jones

...leise.

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Punkrocker in einem Kloster? Typen, die zum Großteil durch Hardcore- und Metal sozialisiert wurden, mit Akustikgitarren? Was zunächst wie ein üppiges Fehlersuchbild klingt, ist in Wahrheit das beeindruckende Ergebnis eines unglaublich mutigen Projektes, das die Emopunkband Jupiter Jones fast komplett im Alleingang gestemmt hat.
Wer die Band, die sich 2003 in der Eifel gegründet hat und heute über Halb-Deutschland verteilt, über die Jahre beobachtet hat, weiß, dass Akustikauftritte für Jupiter Jones kein völliges Neuland sind. In einem so großen Rahmen, wie für ihre Live-DVD und CD „...leise.“, haben sie sich aber noch nicht bewegt. Für ihre erste DVD und insgesamt dritte CD nach den beiden Studioalben „Raum um Raum“ und „Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich“ haben sie kein Wohnzimmerkonzert gewählt, auch nicht die Stammkneipe und erst recht keinen gewöhnlichen Club. Da musste schon etwas Opulenteres, eine speziellere Kulisse her, die man letztendlich im Kapuzinerkloster Cochem fand. Bereits diese Wahl macht klar, dass dieses Projekt in erster Linie vor allem eins war: ein großes Wagnis. Dass man sich der Unterstützung der treuen Fans sicher sein konnte war zwar klar, aber da waren ja trotzdem noch viele Unbekannte. Würden wirklich so viele Zuschauer in das kleine Nest kommen? Würden die energetischen Songs, normalerweise angetrieben von Stromgitarren und einem einpeitschendem Schlagzeug, auch akustisch funktionieren? Würde die Technik mitmachen und der Aufbau reibungslos klappen? Und wer kauft sich überhaupt das Endprodukt, das nun sowohl als Audio-CD, als auch als DVD inklusive Auftritt, Making Of und Bildergalerie erscheint? Alle Sorgen sind und waren zum Glück unberechtigt. Auch wenn die Vorbereitungszeit letztendlich viel zu kurz ausfiel und die Generalprobe bei allen Beteiligten Panikattacken hervorrief, lässt sich das Ergebnis mehr als sehen und hören. Natürlich merkt man gerade beim Making Of-Film, dass hier keine High End-Profis am Werk waren. Da lässt die Bild- und Tonqualität schon mal zu wünschen übrig, aber das unterstreicht ja letztendlich nur, was für ein Mammutprojekt da Jupiter Jones ganz alleine durchgezogen haben und dass hier nichts geschönt wurde. Da wird geschwitzt, da wird am Anfang noch etwas gezittert und sich im Laufe des Konzerts kontinuierlich gesteigert. Souverän geht anders – zum Glück. „Ganz alleine“ stimmt insoweit nicht ganz, weil sich die vier Herren an ein paar Punkten natürlich doch ein wenig Hilfe geholt haben. Da sind zum einen jede Menge GastmusikerInnen auf der Bühne, zu anderem waren doch noch ein paar erfahrenere Experten beteiligt. Moritz Enders (Donots, Blackmail) sorgte für die formidable Tonabmischung auf der CD, Haegar (Juli, Sportfreunde Stiller) für die Regie und Kameraführung beim Auftritt und Armin Lange und Jojo Tillmann (Die Fantastischen Vier u.a.) zeichnen sich für Lichtdesign verantwortlich. Musikalisch kommt man der Pathos-Schmerzgrenze zwar manchmal gefährlich nah, aber wer eine ordentliche Portion Pathos nicht abkann, hatte wohl schon immer seine Probleme mit der Band. „...leise.“ ist nur auf den ersten Blick wirklich leise, eigentlich ist da eine Band ganz laut, weil sie uns zeigt, was man mit viel Einsatz alles schaffen kann – jenseits von großen Budgets. So viel Mut darf dann eigentlich auch mal belohnt werden...

-- / Spielzeit: 73:38 (CD) + ca. 130 (DVD) / (Akustik)Emopunk

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