Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

My Morning Jacket

Evil Urges

My_Morning_Jacket.jpg

Kenner von My Morning Jacket sagen, dass man von der neuen Platte überrascht sein wird. Das stimmt. Sogar wenn man bisher noch kein einziges Lied aus dem - mit inzwischen vier Alben gut ausgestatteten - Backkatalog der Band kennt. Hatte man die Kapelle aus Kentucky bisher immer eher in die Psychedelic Rock und Alt.Country-Ecke gesteckt, präsentieren sie nun ein ambitioniertes fünftes Album auf dem sogar Funk und Soul ihren Platz finden.
Musikalische Berührungsängste gibt es auf „Evil Urges“ jedenfalls keine. Unglaublich eigentlich, dass ein Song wie „Highly Suspicious“ im Jahre 2008 noch so ironiefrei vorgetragen wird. Prince lässt grüßen und der beherzte Griff des Sängers zwischen die eigenen Beine ist auch nicht mehr weit. Ähnlich strange geht es weiter. Von den 60ern bis zu den 80ern wird alles geplündert, was irgendwann mal top of the pops war und mit „I’m Amazed“ gibt es sogar noch ein wenig Radiorock von der Stange. Hier etwas Blues, dort Al Green und bei „Aluminium Park“ hat man das Gefühl, dass My Morning Jacket auch noch den Boss himself covern wollen. Gelingt in dem Fall sogar ganz gut, aber besonders originär wirkt das alles nicht. Dazwischen schlagen sie dann doch mal eher countrylastige Töne an, zaubern mit „Librarian“ ein wunderbar ruhiges Stück aus dem Hut und driften wenig später wieder in ganz andere Richtungen ab. Zusammengehalten wird diese wilde Mischung lediglich durch den thematischen Aufhänger des Albums: Frontmann Jim James hat über moralischen Verwirrungen unserer Zeit geschrieben und stellt die Frage, wer eigentlich entscheidet, was unter „gut“ und was unter „böse“ fällt. Schöne Idee, aber ob man das tatsächlich wahrnehmen würde, wenn es einem nicht die Presseinfo verraten würde? Wahrscheinlich nicht und deswegen konzentriert man sich auf die Musik und stellt nach knapp einer Stunde - und mindestens vier Songs zu viel - fest, dass man doch lieber auf die Originale zurückgreift. Wenn es etwas gibt, dass „Evil Urges“ schafft, dann dass man nach dem Hören sofort ins Regal greift und Bruce Springsteen auflegt. Oder Al Green. Nur Prince lässt man nach wie vor dort, wo er hingehört: In den Plattenladen unter P.

Bewertung: 5 von 10 Sternen / Spielzeit: 55:52 / Pop

Autor:





ERROR!