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Thermals, The - Live

K4 / Nürnberg

"goddamn the light"- eine völlig allürenfreie Band

10.04.2005

Sonntag Abend, eigentlich die denkbar schlechteste Zeit für einen turbulenten Konzertabend. Die Leute zu meist erschöpft von Freitag und Samstag Nacht und dazu demotiviert von den Gedanken an den nahenden Beginn des üblichen Alltags called Montag Morgen. Da hat sich schon manche Band am paralysierten Publikum die Zähne ausgebissen. Bei den THERMALS wird das nicht so sein.


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23:03 Ortszeit und die THERMALS bereit, gleich alles zu Brei zu rocken. Der Veranstalter verteilt noch schnell Handtücher an die drei Protagonisten und dann drehen sie sich auch schon zum Publikum. Da ist zum einen Sänger und Gitarrist Hutch Harris. Er wird das Handtuch kaum benutzen, obwohl er sich schweißgebadet immer wieder fast überschlägt, bei dem Versuch das unglaubliche Tempo seines Gesangs und seinem Gitarrenspiel durchzuziehen. Auf der anderen Seite der Bühne steht Bassistin Kathy Foster. Die neuen Turnschuhe und die ordentlichen Klamotten wollen irgendwie nicht zum Gesamteindruck der Band passen. Besser passt da schon ihr leicht verstrahltes Lächeln und die absurden, großen Tätowierungen auf ihren Armen. Während der Schmetterling auf dem Oberarm noch Kathy’s Rolle als Banddarling aufrecht erhält, erzeugt die riesige Rose auf ihrem Unterarm beim Zuschauer nur noch ein Kopfschütteln. Die Verbindung zwischen beiden Saiten-Quälern stellt Schlagzeuger Jordan Hudson her. Leicht bärtig und mit schlichtem T-Shirt versteckt er sich hinter der Schießbude - und nie traf dieser Begriff besser zu als hier - und fällt eigentlich nur durch unglaubliche Kondition und permanenten Handtucheinsatz auf. Dabei gibt es bei den THERMALS gar nichts, wo man sich hinter verstecken müsste. Die beiden Alben „more parts per million“ und „fuckin’ a“ sind zwei fast konkurrenzlose Hit-Feuerwerke. Die Songs folgen einem simplen, aber guten Strickmuster und erreichen dabei oft nicht die Zwei-Minuten-Grenze. Zusammen ergeben die 25 Titel keine Stunde Spielzeit und vor allem das Debut glänzt durch eine ungeschminkte Lo-Fi-Produktion. Genauso karg fällt das Artwork aus und auch die Band-Homepage bietet nicht mehr als die üblichen Notwendigkeiten und man ist schon froh, dass man per email überhaupt Kontakt zur Band herstellen kann. Auch der Live-Auftritt der THERMALS folgt dem schlichten Gesamtkonzept. Ansagen gibt es so gut wie keine: Außer einem ab und zu eingeflochtenem, artigen Dankeschön und dem Hinweis kurz vor Schluss, wie viele Nummern noch folgen werden, konzentriert man sich vollends auf die Musik.

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Nach knapp 55 Minuten ist das schweißtreibende Rennen beendet. Beide Alben wurden fast komplett gespielt, weshalb auch keiner auf Hymnen wie „how we know“, „remember today“, „a stare like yours“ oder „no culture icons“ verzichten muss. Lediglich „I know the pattern“ hat es anscheinend nicht mehr rechtzeitig zum Auftritt geschafft. Zwischendurch werden die B-Seite „everything thermals“ und zwei neue Songs („born dead“ und „goodbye to days“ - so die Arbeitstitel) mithineingepackt. Wobei letztere besonders herausstechen, da es hier die THERMALS etwas langsamer angehen lassen, ohne dabei an Energie zu verlieren. Man darf also gespannt sein, in welche Richtung sich das neue Album der drei Amerikaner entwickeln wird. Aufgenommen werden soll übrigens noch diesen Sommer. Wir freuen uns schon jetzt.

Text: Sebastian Gloser
Fotos: Christian Schulz


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