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Goldrush

The Heart is the Place

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The past still plays his music in my head / sometimes it feels like I’m already dead. Aha, da ist es wieder. Wer kennt das nicht. Man fühlt sich alt, als ob die gesamte Jugend und damit die sowieso allerbeste Zeit schon längst hinter einem liegen. Man überlegt sich, was in der doch noch furchtbar langen Zeitspanne bis zum eingebuddelt werden überhaupt noch passieren soll.
Und natürlich passieren dann doch wieder so viele Dinge, dass man schon gar nicht mehr weiß, wohin mit so viel Leben. Schöne, überschwängliche Momente genau so wie zutiefst melancholische. Und, zum Glück, erhascht man von all dem auch auf „The heart is the place“ eine gehörige Portion. So bedeutungsschwanger Goldrush mit ihrem Intro auch beginnen, schließlich löst es sich im erstmal vor Freude und Tatendrang übersprudelnden „Everyone of us“ auf. Und dann geht’s los, quer durch alle emotionalen und vor allem musikalischen Spielarten. Minimalistische Hymnen wie „Can’t give up the ghost“ wechseln sich mit Zuhörsongs wie „Heaven’s my destination“ oder gitarrenlastigeren Stücken („Goodbye cruel world“) ab. Und dabei schaffen es Goldrush, nicht nach dem beliebten Prinzip „Viel hilft Viel“ einfach wahllos zusammenzusetzen, sondern es wirkt genau überdacht, wo das Glockenspiel oder die winzigen elektronischen Beats zum Einsatz kommen. Und von diesen feinen Details gibt es auf dem Album so viele, dass auch nach häufigem Hören noch die eine oder andere unbekannte Sequenz auftaucht, dass man in der Vielschichtigkeit noch eine kleine versteckte Melodie entdeckt. Neben dem Klavier als tragendes Instrument wurde das klassische Bandinstrumentarium umso ziemlich alles erweitert, in das man hineinpusten kann. Als Produkt kommen Klangfarben heraus, die Robin Bennetts heisere Stimme schön kontrastieren und gleichzeitig polstern. Und selbst wenn Goldrush vielleicht ein wenig von der herzergreifenden ungestümen Art des Vorgängers „Ozona“ verloren haben, wenn man sich manchmal ein wenig mehr Schwung wünschen würde: hier wurde viel gewonnen. Tiefe, Vielseitigkeit und ein deutlich ausgereifteres Songwriting. Klassische Songstrukturen wurden zurückgedrängt und durch viel Experimentierfreude ersetzt. Deshalb dauert es eine Weile, bis sich dieses Album entfaltet. Aber dann kann es soviel Wärme geben und gleichzeitig aufwühlen, dass man ganz sicher das Leben in sich spürt. Lassen wir noch mal die Mini-Hymne „Can’t give up the ghost“ ran: If you think this is the end / then you’re not even close. Genau! Die Rock’n’Roll-Rentnerschaft kann warten.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 43:03 / Pop

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