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Petula - Live

NBI / Berlin

23.03.2008

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„Indie mal ganz leise” steht auf dem nett aufgemachten Flyer, der am Ostersonntag ca. 100 Leute ins NBI lockt. Man könnte auch sagen: „Ostern mal ganz laut“. Wie auch immer: Drei Euro für drei Künstler, da kann man nicht meckern.
Und gemütlich ist es ja auch im NBI. Schön dunkel, vor der Bühne bestuhlt, fast schon kuschelig. Der Kickertisch im Eck wird konsequent und lautstark von Kolleqt.Booking eingenommen, ansonsten lümmeln sich jede Menge Leute von Sinnbus in den Sitzgelegenheiten. Macht ja auch Sinn, denn tonights Hauptact Petula ist ja quasi auch Sinnbus. Denn Petula ist Sebastian Cleemann von Kate Mosh und SDNMT und zeitweise eben auch Labelmitmacher. Mehr Sinnbus geht sozusagen nicht.

Davor sind aber Martin Tetzlaff und Klabunde an der Reihe. Ersterer redet wirres Zeug und kann das Publikum noch nicht so wirklich aus der Reserve locken. Auch der musikalische Vortrag geht heute Abend gerne mal baden, gerade bei den deutschsprachigen Liedern. Schade eigentlich, denn sein Mini-Album „Thank You City“ beweist, dass er es eigentlich viel besser kann. Klabunde ergeht es ähnlich in Sachen Zuschaueranimation, dabei ist seine Version von Singer/Songwriter-Musik gerade zu Beginn recht überzeugend. Alle wirken etwas müde oder zumindest freundlich zurückhaltend.

Vielleicht ist es noch der Winterschlaf oder schon die Frühjahrsmüdigkeit, das Publikum taut jedenfalls erst auf, als Petula die Bühne betritt. Dann aber richtig. Ist aber auch kein Wunder bei diesem Feuerwerk aus Innovation, Technik und tollen Songs. Wie Final Fantasy mit Gitarre. Oder wenn man es mal auf seine anderen Projekte runterbricht: Kate Mosh ohne Mosh oder Seidenmatt ohne Kollektiv. Obwohl das auch nicht so ganz stimmt, denn später entern noch diverse Freunde die Bühne, um zwei seiner Stücke mit Chor und Glockenspiel zu bereichern und bei der Zugabe gibt es sogar noch etwas Geschrei. Ansonsten funktioniert die Musik von Petula folgendermaßen: Er entlockt seiner Gitarre ein paar Riffs und Sounds, um diese dann zu samplen und in Form von Loops als Songgrundgerüste immer wieder abzuspielen und darauf dann weitere Melodien und Gesang zu legen. Hoch kompliziert sieht das aus und ist es wahrscheinlich auch. Das ist trotz all der technischen Spielereien unglaublich berührend, geht manchmal schön nach vorne, macht einen kopfnickend, um einen schließlich staunend und kopfschüttelnd zurück zu lassen. Das Publikum ist begeistert. Zurecht. Hoffentlich findet Cleemann nun mal irgendwann die Zeit seine kleinen Meisterwerke auf Tonträger zu bannen.

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