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The Sea

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Eine kleine Miniaturwelt bildet das Artwork zum selbstbetitelten Debütalbum von The Sea. Eine Miniaturwelt allerdings, in der scheinbar nicht alles in Ordnung ist. Möbel brechen zusammen, Regale fallen um und vielleicht stürzen demnächst sogar ein paar Wände ein. Hier regieren Gefühlschaos und die ganz normale Alltagsmelancholie. Gestaltet wurde diese abgebildete Miniaturwelt natürlich mit den Händen, nicht am Computer und das passt dann auch ganz gut zur Musik von The Sea.
Hier regiert nämlich ebenfalls das Handwerk. Bezaubernde Gitarren, eine dezente Rhythmusfraktion und kristallklarer Gesang. The Sea kommen aus Hamburg, klingen aber als hätten sie sich irgendwann in den frühen 80ern aufgemacht, um den Gitarrenpop zu retten. Gitarrist Torben Leske gibt normalerweise die Rampensau bei der Posthardcorepopband peters.. Davon merkt man bei The Sea nichts, da steht der Pop im Vordergrund und nichts ist ferner, als die Hektik, die seine Hauptband sonst so auszeichnet. The Sea nehmen sich die Zeit, lassen sich von Wavepop tragen und vom Indiepop auflesen. Das klingt unglaublich modern und trotzdem nicht wie aus diesem Jahrzehnt. The Smiths könnten Patenonkel sein, Joy Division werden sogar mal textlich verbraten, aber genauso gut könnte man Marr und The Dance Inc. als Einfluss nennen. Auch wenn es sich um ein Debütalbum handelt, gibt es hier keine Spur von blutigen Anfängern zu entdecken. Hier haben sich vier alte Freunde gefunden, die schon ewig Musik machen und nun zusammen einer ganz alten Liebe frönen. Dass so was ganz oft schief geht, kann man jeden Abend auf irgendeiner Bühne dieses Landes beobachten, dieses Mal ist der Versuch nicht gescheitert, im Gegenteil er ist sogar sehr gelungen. Auch wenn die schüchterne Platte diverse Durchgänge braucht, bis sie sich einem vollständig öffnet – die Geduld zahlt sich aus. Dann vergibt man sein Herz an die hübsche Single „Now Is Forever New“, das unglaubliche „Searchlights“ (inklusive Broken Social Scene-artigen Bläserpart), den zweieiigen Zwilling „Let’s Run Away“ oder den blitzsauberen Popsong „Cotton Candy Breakfast“. Ambitioniert, ausgereift, berührend, abwechslungsreich und dabei niemals zu glatt. Alle weiteren Beschreibungen sind überflüssig, bitte machen Sie das groß!

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 50:59 / Pop

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