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dEUS - Live

LKA Longhorn / Stuttgart

Wenn dEUS zur „Pocket Revolution“-Tour ins LKA rufen, kommen sie alle: vom 17-jährigen Indiemädchen bis zum 35-jährigen Familienvater. Doch zunächst sind Absynthe Minded an der Reihe, fünf - ebenfalls aus Belgien stammende - junge Männer in der Besetzung Gitarre, Kontrabass, Schlagzeug, Keyboard, Violine. Und so verschlafen und abwesend das Publikum zu Beginn noch ist, nach wenigen Songs stehen sie alle vor der Bühne: Was Absynthe Minded bieten, ist schon außergewöhnlich. Kein Song wie der andere, musikalisch ausgefeilt und voll von Tempo- und Stimmungswechseln spielen sie ein abwechslungsreiches Set, das vor Energie nur so strotzt. Vom stampfenden Ungeheuer über Polka bis hin zu rasantem Country ist alles drin und immer mit ordentlich Druck versehen - besser kann der Einstieg in den Abend kaum sein. Diese Band wird hoffentlich irgendwann einmal selbst größere Clubs füllen.
Nachdem Absynthe Minded sogar noch eine Zugabe genötigt wurden, tauchen dann dEUS aus dem Nebel auf und beginnen das Set mit „Pocket Revolution“. Schnell ist klar, was dEUS immer noch so einzigartig macht: die Dringlichkeit, die in der sanften Stimme Tom Barmans steckt. Die Wand aus Gitarren, Streichern und Schlagzeug, die sich aufbaut und über der die Stimme schwebt - nur um einem dann vollends den emotionalen Schlag in die Magengrube zu versetzen.
Dass dEUS so kompakt und geschlossen auf der Bühne stehen und aus mehr als Sänger Tom Barman bestehen, freut nach dem erneuten Besetzungswechsel vor und während der Aufnahmen zu Pocket Revolution doch sehr. Vor allem Gitarrist Mauro Pawloski bereichert den Auftritt ungemein, nicht nur musikalisch, sondern auch weil er gegenüber dem dominierenden Sänger im Auftreten eigene Akzente setzte - ein kühler Gegenpol zum eher extrovertierten Barman. Erstaunlich ist auch, zu welchen stimmlichen Leistungen er fähig ist, das hohe Kreischen wirkt eher wie ein Instrument und weniger wie Backgroundgesang. Die Balance zwischen Schönheit und Lärm beherrschen dEUS sowieso wie wenig andere, die Songs bauen sich leise auf und dann kommt irgendwann der Knall - ausufernde Gitarrenwände wie sie sich die Indierockseele wünscht, doch ohne ziellos vor sich hin zu schwimmen oder den Druck zu verlieren. Die Violine kreischt und sägt am Ohr, Barman verausgabt sich bis aufs Letzte, laut und leise, schnell und langsam wechseln sich ab. Es langweilt keine Sekunde und auch der bei diesen Konzerten vorprogrammierte Schmerz im Ohr bleibt aus.
Abgerundet wird das ganze von einer spitzen Lichtshow und natürlich von den vielen Hits aus über zehn Jahren dEUS. Insgesamt ein solides Set, das vom Publikum auch honoriert wird. Die Stimmung ist angenehm ausgelassen, und bei „Suds & Soda“ als Zugabe hüpfen sie alle, der Indieseitenscheitel neben dem Bierbauch aus den Neunzigern.

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