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Fantasy Filmfest 2007 - Vorbericht

mit: The Lookout | Welcome To The Jungle | Confession Of Pain u.a.

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Verdammt. Schon wieder ein Jahr rum. Soviel hatten wir uns vorgenommen. Nicht alles geschafft. Das Fantasy Film Fest wird aber auch dieses Jahr voll mitgenommen. Immerhin konnten wir dort über die Jahre einige Highlights ausmachen. Namedropping gefällig? Adams Apples, Infernal Affairs, Severance, Them, The Devils Rejects, Descent, A Bittersweet Life, 13 (Tzameti), Kiss Kiss Bang Bang, Sin City, Kontroll, High Tension, The Machinist, Saw, Oldboy und noch viele kleinere, unbekanntere Perlen. Die Liste ließe sich sicherlich noch ein gutes Stück weiter führen. Aber wir wollen euch nicht erschlagen. Nur eine grobe Richtung vorgeben. Denn Fantasy ist auf dem FFF kaum noch vertreten, die Bandbreite recht hoch. Seht ihr ja selbst. In Nürnberg, München, Frankfurt, Stuttgart, Bochum, Köln, Berlin und der Keimzelle Hamburg. Oder hier. Bei unseren vorsichtigen Prognosen fürs FFF 2007.

Den Eröffnungsfilm macht dieses Jahr der neuseeländische Splatterspaß "Black Sheep". Wie der Titel schon sagt: Es geht um Schafe. Als Umweltschützer ein genverändertes Babyschaf entwischen lassen, kommt es zur Katastrophe. Denn das Schaf trägt einen hochansteckenden Virus in sich, der seine Artgenossen in blutrünstige Bestien verwandelt. Die Effekte kommen aus der selben Schmiede, die auch Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Trilogie zum Oscargewinn verholfen hat. Die Stimmung eher chaotisch erheiternd als wirklich nervenaufreibend. Soweit so gut. Zur Eröffnung vielleicht genau der richtige Film. Die positiven Stimmen im Internet lassen zumindest auf gute Unterhaltung schließen ...

James Wan dreht endlich mal wieder einen Film. Nach seinem gelungenen Debüt „Saw" verlegte er sich aufs Produzieren des Franchises. Zusammen mit „Saw“-Partner Leigh Wannell schrieb er sich jetzt das Script zu „Dead Silence“ auf den Leib. Viel Positives las man bisher allerdings nicht. Die Story erinnert an „Darkness Falls“. Donnie Wahlberg kennt man aus „Sixth Sense“ und die Puppe auf dem Plakat erinnert eher entfernt an „Chucky“, als an ernstzunehmenden Grusel. Insofern kein wirklicher Tipp von uns. Wer aber wissen will, was der „Saw“-Regisseur Wan 2007 so zu bieten hat, der darf gerne mal einen Blick riskieren.

„WΔZ“ zeigt uns Stellan Skarsgård in der Rolle des Detectives Eddie Argo. Ein Buchstabe mehr, und er hätte mal auf die schnelle eine Band geformed, ehh. So beschäftigt er sich aber lieber mit der Frage, wer die Mitglieder einer Gangsterbande sukzessive brutal ums Eck bringt. Seine Kollegin wird von Melissa George („Turistas“) gespielt. Und „Hellboy“-Amazone Selma Blair ist auch dabei. Beim Titel des Films handelt es sich um die Message des Killers, der diese stets in seine Opfer ritzt. Dass Argo dem Killer etwas zu sehr auf der Spur ist, muss er bald schmerzlich feststellen. Das ganze gipfelt dann in einer ethisch-moralischen Grundsatzfrage. Die Tag-Line dazu: „Would you kill the one you love to save yourself from death?“ Klingt nach düsterem Thriller. Durchaus interessant. Trotzdem: Sicher ein schmaler Grat. Tendenzen sind noch nicht abzusehen. Der Film feiert auf dem FFF seine Weltpremiere.

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Das älteste Spiel der Welt: verstecken. - The Lookout

Der britische „The Deaths of Ian Stone“ vom italienischen Regisseur Dario Piana wird als einer der interessantesten Filme der „Fresh Blood“-Sektion gehandelt. Könnte an der Story liegen. Die geht so. Ian Stone hat einen beschissenen Tag hinter sich. Zum Glück findet er Trost bei seiner Freundin Jenny. Auf dem Nachhauseweg wird Ian vor die Bahn geschubst. Doch anstatt tot in einem Sarg, findet er sich im nächsten Moment als Angestellter in einem Großraumbüro wieder. Jenny ist seine Kollegin. Und er mit der mysteriösen Schönheit Medea liiert. Ein komplett anderes Leben. Doch in Ian blitzt die Erinnerung auf: War sein vorheriges Leben nur ein Traum, oder steckt doch viel mehr dahinter? Das ist nur die Ausgangslage. Mehr wird nicht verraten. Für die Effekte ist Stan Winston zuständig. Auch hier gilt: Weltpremiere auf dem FFF. Wir sind derbe gespannt.

In „The Lookout“ gibt’s ein Wiedersehen mit „Brick“-Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt. Es handelt sich dabei um das Regiedebüt des Drehbuchschreibers von „Get Shorty“ und „Out of Sight“. Nicht die schlechtesten Referenzen. Dazu ne Story, über ein menschliches Wrack, das einem ehemaligen Schulkameraden zum Einbruch in eine Bank verhelfen soll. Das ganze kommt arg stylish und gleichzeitig dialogarm daher. Bei einem ImdB-Rating von 7.8 schrauben wir die Erwartungen aber schon mal hoch.

Mit „Welcome to the Jungle“ gibt’s in der „Fresh Blood“-Reihe anscheinend auch einen astreinen Kannibalen-Film. Versprechen zumindest Story und die Bilder. Immerhin wird im Info gar „Cannibal Holocaust“ gedroppt. Ganz so derb wird’s aber sicher nicht. Schließlich wurde der Film von Gale Ann Hurd (Alien, Terminator) produziert. Trotzdem, ruppigere Zwischentöne sind zu erwarten. Eine weitere Weltpremiere auf dem FFF.

Ebenfalls aus der „Fresh Blood“-Reihe: „London2Brighton“. Wird von der Presse jetzt bereits als wahlweise „extraordinary“ (premiere), „outstanding“ (the times), „brutally raw“ (filmreview) und „a british classic“ (mail on sunday) abgefeiert. Entsprechende Awards hat er auch schon eingesackt. Die Vorschusslorbeeren sind geradezu erdrückend. So wie es aussieht aber wohl zurecht. Den Zuschauer erwartet ein schonungsloses Drama, wohl recht weit weg vom durchschnittlichen Festivalbesucher. Ein Sozialthriller – erzählt in Rückblenden. Von der Story verraten wir nichts. Anschauen!

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Verleiht Flügel durch visuelle Kraft - Paprika

Einer der Anime-Hits des diesjährigen Festivals ist sicher „Paprika“ von Satoshi Kon („Perfect Blue“). Der Trailer verspricht schier unglaubliches. Schon diese eine Minute erschlägt den Zuschauer fast vor lauter Bildgewalt und fantastischen Einfällen. Die Hauptfigur, die 18-jährige Paprika, ein „mind fuck detective with the smile of an angel“, entführt uns in eine knallbunte Parallelwelt, in der so ziemlich alles passieren kann. Wer auch nur ein bisschen was mit Anime anfangen kann, der sollte den Film keinesfalls verpassen.

Bizarre Satire ist beim kanadischen Zombie-Werk „Fido“ angesagt. Allerdings weniger Blood’n Gore. Sondern intelligenter und liebevoller Humor. Inspiriert durch Romero wird die Geschichte eines Jungen und seines „Haustieres“ (Zombie Fido) erzählt. Das kann nicht lange gut gehen. Fido bringt einen Nachbarn ums Eck. Eine Epidemie wird ausgelöst. Und die Parodie auf die gesellschaftliche Gleichschaltung legt vollends los. Oder wie sagt der kleine Vorstadtjunge: „Play dead, Fido! Oh wait ... you are dead“ Ach, und Matrix-Queen Carrie-Ann Moss spielt auch mit. Wir erwarten einen erfrischenden Ausbruch aus dem Genre-Sumpf.

Zweiter Höhepunkt in Sachen Anime dürfte die Zeitreisegeschichte „The Girl Who Leapt Through Time“ werden. Etwas weniger erwachsen als Paprika, nicht ganz so überbordend. Aber nah dran und ähnlich vielversprechend. Das Drehbuch stammt schließlich vom selben Autor. Im Gegensatz zu ersterem richtet sich „The Girl ...“ aber auch an jüngere Semester. Vor allem die erste Hälfte soll deutlich Richtung Teeniefilm gehen. Am besten mal den Trailer anchecken.

Mit „Botched“ (umgangssprachlich: verkackt) gibt’s einen interessanten Vertreter der wilderen „Midnight Madness“-Reihe zu verbuchen. Der einstige „Blade“-Widersacher Stephen Dorff gibt den Profi-Dieb, der es bei einer Geiselnahme in Russland mit Zwillings-Serienkillern, verrückten Geiseln und wahrhaftigen Psychopathen zu tun bekommt. Im Dreizehnten Stock eines Hochhauses. Der Trailer verspricht handfeste und völlig überzogene Splattercomedy. Wohl eher was für die Beer’n Chips-Fraktion.

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Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? - Timber Falls

Europapremiere feiert der neueste Streich von Sion Sono. Dem Regisseur, der uns bereits mit „Suicide Circle“ und dem fantastischen „Strange Circus“ beglückte. Falls man bei seinen Filmen überhaupt von Glück reden kann. Schließlich macht Sono keine Filme, die man mal so nebenbei wegschauen kann. In „Exte“ treibt der Japaner asiatische Klischees auf die Spitze. Und sorgt mit bösen Haarverlängerungen, die auf ihre neuen Trägerinnen losgehen für zu erwartende Over-the-Top-Dramatik. Gründe sich den Film anzusehen: Sion Sono selbst, Ren Osugi, den man bei den diesjährigen FFF Nights in „Nightmare Detective“ sehen konnte und Chiaki Kuriyama, das Kick-Ass-Girl aus „Kill Bill“. File under: Morgenstern!

Weitaus klassischer geht’s bei „Timber Falls“ zur Sache. Die Info macht eine Schublade auf, in der „Deliverance“ und „Wrong Turn“ Banknachbarn sind. Mehr muss man auch nicht wissen. Die Formel der gut aussehenden jungen Amerikaner, die auf abgelegenen Waldwegen von perversen Hinterwäldlern in eine Falle gelockt werden, ist schließlich mehr als erprobt. Sicher nur für Genre-Fans interessant. Aber gerade deswegen wird „Timber Falls“ hier erwähnt. Filme wie dieser sind schließlich das Fundament, auf dem das FFF gebaut ist.

Das diesjährige Centerpiece „La Antena“ kommt aus Argentinien. Eine deutsche Premiere. Allerdings erscheint der Film am 5.9. bereits als Leih-DVD. Sollte man ihn trotzdem auf der großen Leinwand ansehen? Höchstwahrscheinlich schon. Der Trailer deutet an, wie bildgewaltig und innovativ Esteban Sapir in seinem zweiten Film vorgegangen ist. Eine schwarz/weiße Hommage an die Zeiten des Stummfilms. Sprachlosigkeit steht im Zentrum des Films. Ein allmächtiger Diktator hat den Menschen ihre Stimme geraubt. Die Ausnahme bildet eine attraktive Sängerin. Das letzte Puzzlestück, um die Menschheit für immer zum Schweigen zu bringen. Die Bildsprache erinnert an Metropolis. Für das Centerpiece eine mutige Wahl. Wir belohnen dies mit dem Lösen eines Kinotickets.

Auch wenn es schon kritische Stimmen hier und da zu hören gab. Einer der meisterwarteten Filme ist definitiv „Confession of Pain“. Das neue Werk von Andrew Lau und Alan Mak, den Regisseuren des fantastischen „Infernal Affairs“, der mit „The Departed“ ja mittlerweile auch ein schwächelndes Hollywood-Remake serviert bekam. Klar, dass „Confession of Pain“ auch schon auf der Remake-Liste steht. Mit Tony Leung ist auch einer der „IA“-Stars mit an Bord. Statt Yakuza-Thriller gibt’s diesmal ein Krimidrama garniert. Storydetails bleiben unter Verschluss. Und wir glauben dran: Die großen Namen sorgen auch diesmal für große und spannende Unterhaltung. Ein Must-See. Ab 27.9. übrigens bereits auf Kauf-DVD erhältlich!

Südkorea eilt der Ruf der jungen, kompromisslosen Filmemacher voraus. Und wenn man sich allein nur die drei, vier Szenenfotos von „To Sir, with Love“ ansieht, dann ahnt man, was damit gemeint ist. Dass der heftige Film aber mit einer recht konventionellen Killergeschichte aufwartet, macht dann doch stutzig. Grob gesagt geht’s um Exschüler, eine Exlehrerin und das angespannte Verhältnis zwischen ihnen. Großartig gesagt (aus der englischen Info) geht’s um folgendes: „Speaking of sadistic behavior: did we mention the sick, mind-fucked killer that soon turns a sweet and heart-warming teacher-student relationship movie, reminiscent of such classics as dead poets society, into a hunt for soon-to-be-dead poets?!“

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Bezaubernder Anblick, aber unschöner Ausblick - All The Boys Love Mandy Lane

Slasher-Fans dürften an „All The Boys Love Mandy Lane“ Gefallen finden. Es geht straight back in die 80er. Lange bevor „Scream“ dem Genre den Todesstoß versetzte. Mandy Lane wird gespielt von Amber Heard aus „Alpha Dog“. Das Mädchen, von dem alle Boys träumen. Eben. Alle. Auch die psychotisch veranlagten Killer. Das führt hoffentlich zu einem erfrischenden Slasherfilm, wie wir ihn schon lange nicht mehr gesehen haben. Hoffnung darauf macht auch der deutsche Verleih Autobahn. Die haben ja nur gute Sachen veröffentlicht in den letzten Monaten. Man denke an „Brick“, „Shortbus“ oder „Hard Candy“.

Dank „Rise: Blood Hunter“ schafft es Charlies Engel Lucy Liu dieses Jahr aufs FFF. Dabei wird sie als eine Art weiblicher „Blade“ nicht gerade zimperlich behandelt. Kommt von Sony Pictures. Dementsprechend bombastisch wirkt der Trailer. Einer halbnackten Lucy Liu ist nur schwer zu widersprechen. Dennoch dürfte es sich bei „Rise: Blood Hunter“ um mittelschweren bis groben Unfug handeln. Der Trailer wirbt mit den Produzenten von „The Grudge“ und dem Drehbuchschreiber von „Gothika“. Das sind ja nun wahrlich nicht die besten Referenzen. Auch hier gilt: Am besten mal den Trailer ansehen und schauen, ob einem der Ton des Films gefallen könnte.

Den Part des asiatischen Schwertkampffilms übernimmt diesmal „The Restless“. Horden bizarrer Monster, Schwertkämpfe galore. Dämonenscharen, Himmelssoldaten. Der geneigte Zuschauer weiß ungefähr, was ihn erwartet. Yi Gwak kennt man bereits aus „Musa“. Für Regisseur Dong-oh Cho ist’s das Debüt. Dafür sieht das ganze aber schon mächtig beeindruckend aus.

Interessant, interessant, dieser „Film Noir“. Genre-Zuordnung und Titel zugleich. Es gibt Sex and Crime genauso wie Jazz und interessante Farbtupfer in einer schwarz/weißen-Animatonsfilmwelt, die sicherlich zu den gelungensten der letzten Jahre zählt. All das, was man von einem schäbigen, gewalttätigem, sexy Film über einen Privatdetektiv, einen toten Cop und einen Antihelden, der sich an nichts mehr erinnern kann, erwartet. Nur eben als Animationsfilm. Spannend!

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Erfrischend? Vielleicht. Innovativ? Eher nicht. - Cold Prey

Für Slasher-Fans bestimmt auch interessant ist der norwegische „Cold Prey“. Eine feine Schlitzer-Variante vor großartiger Kulisse. Verspricht das Info zumindest. Der Trailer lässt auf eine stimmungsvolle Hetzjagd in der norwegischen Bergwelt hoffen. Außerdem: Leichtbekleidete Damen in blutverschmierten Unterhemden. Das dürfte doch jedem (männlichen) Genre-Fan gefallen. Für die weniger anspruchsvollen FFF-Besucher sicherlich eine Überlegung wert. Das Film Festival in San Francisco zog gleich mal einen „The Descent“-Vergleich. Der kommt uns ein wenig weit hergeholt vor. Mal abwarten.

Das Highlight zum Schluss: „I’m A Cyborg, But Thats Okay“ heißt der neue Film von Chan-Wook Park. Dem Visionär, der uns zuletzt „Oldboy“ und „Sympathy for Lady Vengeance“ schenkte. Bereits auf der Berlinale sorgte seine ungewöhnliche Liebesgeschichte für Furore. Der Film erzählt die Geschichte eines Mädchens, das überzeugt ist, ein Cyborg zu sein. Sie lutscht Batterien. Redet mit Automaten. Und verweigert die Nahrungsaufnahme. In der Nervenklinik lernt sie einen selbsternannten Seelendieb kennen. Und mit ihm die zarten Bande der Liebe. Das ist zumindest die Story, wie man sie sich aus dem Infotext zusammenklauen kann. An Experimentierfreude soll Park nichts verloren haben. Wir freuen uns drauf.

Das war nur eine kleine Auswahl. Auch Filme wie „UV“, „Hallam Foe“, „The Signal“, „The Bothersome Man“ oder William Friedkins „The Bug“ versprechen interessant zu werden. Ganz abgesehen vom Kurzfilmprogramm und dem gesamten Rest. Und nun viel Spaß im Kino!

Das komplette Programm inklusive Timetable für die verschiedenen Städte findet ihr hier.

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