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|| Sebastian Gloser ||


Top10

1. Radiohead - In Rainbows // 2. The National - Boxer // 3. The Robocop Kraus - Blunders And Mistakes // 4. Captain Planet - Wasser kommt, Wasser geht // 5. Bloc Party - A Weekend In The City // 6. Tele - Wir brauchen nichts // 7. Tocotronic - Kapitulation // 8. Arcade Fire - Neon Bible // 9. Jamie T. - Panic Prevention // 10. Bodi Bill - No More Wars

Am Anfang war Bloc Party. Wer sein Album so früh im Jahr veröffentlicht, muss sich ganz schön sicher sein, dass sein Werk auch noch im Zeitraum des letzten Kalenderblatts von Bedeutung ist. Und Tatsache „A Weekend In The City“ überzeugte auch noch im Dezember 2007. Auch weil sie inzwischen indirekt nachgelegt hatten. Was inzwischen teilweise auf den Singles als B-Seiten erschienen ist, gibt es im Internet gesammelt als „„A Weekend In The City - Sessions“. Eine Anhäufung von Songs, die viel mehr sind als einfach nur gute B-Seiten. Dieser Stern am Disco-Himmel wird so schnell nicht verglühen. Überhaupt. Disco. Da ging ja so einiges in diesem Jahr. Auch der Mainstream hat ganz schön gut abgeliefert. Rihanna hat es mit ihrem Monster „Umbrella“ bis auf Platz 1 der INTRO-Jahrescharts geschafft und auch Nelly Furtado, sowie Justin Timberlake machen - angefeuert durch Überproduzent Timbaland - derzeit eine gute Figur. Da könnte M.I.A. wahrscheinlich locker mitmischen, würde sie ihre gehaltvollen Ansagen drosseln und ihre Songs noch etwas auf Pop bürsten. Tut sie aber nicht, weswegen „Kala“ erst recht ein starkes Album geworden ist. Justice, Digitalism, Simian Mobile Disco - Platten drehen machte Spaß in diesem Jahr. Weil man in der Indiedisco auch ohne sondiertes Fachwissen elektronischer denn je auflegen konnte. Deichkind mag man zwar inzwischen nicht mehr hören, aber die Audiolith-Veröffentlichungen gehen immer noch gut rein.

Und sonst? Kapitulationen wohin man blickt. Privat, auf der Tanzfläche und in den Konzerthallen. Tocotronic kamen mit einem konzeptartigem Donnerschlag zurück und lehrten uns die totale Aufgabe. Das Album „Kapitulation“ warf mindestens vier Songs für die Ewigkeit ab und lieferte diverse Slogans für Häuserwände und unzählige SMS. Und auch Arcade Fires „Neon Bible“, „Boxer“ von The National, „Dry Land“ von A Whisper In The Noise oder Teles „Wir brauchen nichts“ klingt schwer nach Rückzug oder gleich Weltuntergang. Dabei aber immer mit einer gehörigen Portion Hoffnung verbunden, dass es nach der reinigenden Selbstaufgabe besser wird. Wer in diesem Zuge 2007 mit dem letzten Bier des Abends in der Hand betrunken nach Hause stolperte, hörte garantiert „Wasser kommt, Wasser geht“ von Captain Planet. Immer und immer wieder. Auch noch zu Hause mit der Luftgitarre im Anschlag und dem Regler auf 12, bis das ganze Haus wach war. Da konnten diesmal nicht einmal Turbostaat mithalten. Und wer den Norden kennt, weiß was da noch geht. Matula haben ebenfalls mehr als ordentlich vorgelegt, Escapado sowieso und für 2008 sitzen bereits Peters und vor allem Herrenmagazin in den Startlöchern.

Apropos Newcomer: Der bisher verheimlichte Bruder von Mike Skinner namens Jamie T. schlug ein wie ein Komet mit 100 Meter Feuerschweif und Leipzigs finest Bodi Bill lieferten mit „No More Wars“ vielleicht das beste, weil kompletteste Elektroalbum 2007 ab. Sinnbus Records hieß mal wieder das Label, dass sich geschmackssicher zeigte und nebenbei noch fantastische Musik von SDNMT, I Might Be Wrong und Ter Haar veröffentlichte. Dagegen wirken The Robocop Kraus fast wie alte Hasen. Gesättigte Hasen sehen allerdings anders aus. Mit „Blunders And Mistakes“ legten die Wahl-Nürnberger ihr vielleicht bisher bestes Album vor, blieben Kritikerlieblinge und wurden trotzdem wieder nicht reich. The Robocop Kraus demnächst vielleicht nur noch als Download? Unvorstellbar. Radiohead haben es trotzdem getan, haben aber natürlich auch eine andere Position inne. Preise selbst bestimmen macht Spaß, wirkt unglaublich demokratisch, hat aber den Nachteil, dass es zum Download kein Artwork gibt. Zum Glück erschien „In Rainbows“ auch noch als Luxus-Special-Edition und letztendlich auch noch als reguläres Album. Sicher nur der Anfang im Zuge der Umwälzung der Musikindustrie. Am Anfang war Radiohead. In diesem Fall.

Das waren sie also die Alben und Songs, die zwischen meinen Ohren hin- und herdüsten, während ich durch Nürnberg, Berlin und Hamburg stolperte. Und während ich noch den Hut vor dem Musikjahr 2007 ziehe, klopft 2008 schon wieder an die Tür. Mit „Do You Like Rockmusic?“ (British Sea Power) und „Rest Now Weary Head You Will Get Well Soon” (Get Well Soon) haben sich bereits für Januar schon wieder zwei fantastische Alben angekündigt, die sich am Ende des Jahres mit Sicherheit in den Bestenlisten wiederfinden werden. Um 2008 müssen wir uns also keine Sorgen machen.

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