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Mad Caddies Interview

The globalization of punk

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Zeit dass sich wieder was dreht: Die Mad Caddies im Interview

Das ist schon interessant: Im letzten Interview (11/2004) hatte uns Gitarrist Sascha ein neues Mad Caddies-Album für Sommer letzten Jahres versprochen. Nichts war´s, geht die Ska-Punk-Kapelle doch auch dieses Jahr weiter mit ihrem 2004er Live-Album „Songs In The Key Of Eh“ auf Tour, während sich die Fangemeinde weiter die Finger nach neuem Tanz-Stoff wundleckt. Das Tolle aber dabei ist: Der Stimmung tut das nicht im Geringsten einen Abbruch - und zwar auf beiden Seiten. Die Fans stürmen weiterhin die Clubs, während die Band die nötige Ruhe bewahrt um Songs in vertraut-mitreißender Qualität zu garantieren. So auch an diesem schönen Sommer-Juni-Tag, an der die Mad Caddies mit bekannten Songs und gewohnter Leidenschaft den „Hirsch“ in Nürnberg zum Überkochen bringen - und ein paar neue Sachen waren auch dabei. Vor dem Konzert hatte ich die Möglichkeit mit Keith (trumpet/vocals) zu klären, welche Sound-Einflüsse beim neuen Album Pate stehen, warum die Globalisierung doch gute Seiten hat und Hawthorne Heights nichts mit Punkrock zu tun hat. Zu guter Letzt konnte ich ihn sogar auf ein finales Release-Datum festnageln - mal sehen ob es diesmal klappt. 

Die erste Frage und gleich die wichtigste: Wann ist denn mit dem neuen Album zu rechnen?
Damit habe ich jetzt nicht gerechnet (lacht): Also bis jetzt haben wir 15 Songs für das neue Album komplett aufgenommen, sind aber gerade noch dabei die guten von den weniger guten Songs auszusortieren. Nebenbei schreiben wir auch noch weitere Songs, um am Schluss in der komfortablen Situation zu sein, aus einer Liste von 30 Liedern auf zwölf richtige Knaller für das Album runterzukürzen. 

Ihr habt euch augenscheinlich etwas mehr Zeit für das neue Studio-Album genommen?
Ja, irgendwie kam das so. Einerseits wollten wir die Sache nicht überstürzen und auf der anderen Seite gibt es immer Faktoren, die du nicht beeinflussen kannst. Die letzten Wochen sind wir einfach zu nichts gekommen, weil wir kurzfristig die Tour gebucht haben und zusätzlich noch ein paar Festivals spielen.

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Wie läuft dann die Tour soweit, ohne neues Album im Gepäck?
Sehr gut. Wirklich, wir sind total überrascht und glücklich, wie viele Abend für Abend zu unserer Show kommen. Wir sind sehr stolz, dass uns die Leute derartig unterstützen obwohl wir nicht wirklich Neues für sie zu bieten haben.

Spielt ihr die Tour über gar keine neuen Songs oder nutzt ihr diese Auftritte auch als Test für neue Ideen?
Doch, wir spielen jeden Abend mindestens drei oder vier neue Songs, von denen wir absolut sicher sind, dass sie auf dem neuen Album vertreten sein werden. Dazu ist das auch für beide Seiten praktisch: Für das Publikum als Beweis dass wir nicht ganz so faul waren und tatsächlich neue Sachen im Gepäck haben - und für uns, um die Reaktionen zu testen und auch ein bisschen die Songs zu modifizieren.

Kommt ihr bei dem ganzen Touren dann überhaupt dazu, das Album fertig zu bekommen? Wann ist denn damit zu rechnen, eure Fangemeinde leckt sich ja schon die Finger danach...
Ja, wir wollen auch so schnell wie möglich die Scheibe fertig bekommen. Zum Ende hin läuft es aber dann doch genauso wie bei unseren letzten Alben: Wir werden zwar von Album zu Album selbstbewusster und schreiben viele Songs, aber am Ende schrauben wir dennoch immer ziemlich lange an den Details wenn wir dann ins Studio gehen: Seien es die Lyrics, der Chorus oder die horn-lines. So läuft das schon immer bei uns.

Was dürfen wir uns dann von den neuen Mad Caddies-Songs erwarten?
Die neuen Songs entsprangen mehr denn je aus den unterschiedlichsten Einflüssen: Sasha (Gitarrist, Anm. d. Verf.) war in den letzten Jahren vier Mal oder mehr in Jamaika, um da auch mit den verschiedensten Dance Hall-Produzenten zu arbeiten. Daraus ergibt sich dann der Stilmix aus Reggae, Rock Steady und Beach-Sound - selbst elektronischen Einflüssen haben wir uns nicht entzogen. Aber es ist auch ein gewisser Prozess zu erkennen, den wir in den letzten Jahren durchlaufen haben: Bestes Beispiel dafür sind die Einflüsse des osteuropäischen Gypsi oder der rumänischen Volksmusik auf der neuen Platte. Geht wohl ein bisschen in die Richtung: „Mad Caddies goes World Music“.

Oha...
Ja, aber keine Angst: Wir klingen immer noch nach dem Reggae-Style-Punk-Jazz-Hybrid, das ihr von den Mad Caddies gewohnt seid. Trotzdem sind wir sehr gespannt wie das neue Album ankommen wird.

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Sind diese neuen Einflüsse nicht vielleicht auch ein Beweis dafür, dass die Punkrock-Szene im Moment sehr statisch ist? Seit der Anti-Bush- und Retro-Welle hat sich da ja nicht mehr viel getan...
Das stimmt, aber für mich sieht es auch eher danach aus, als würde sich der Punkrock gerade in die verschiedensten Sounds ausbreiten. Als Beispiel: Ich liebe Bands wie Propagandhi einfach weil ihr Stil genial ist und war - könnte aber nie Bands, die diesen Sound kopieren genauso verehren. Dann lieber neue Bands mit komplett anderen Wurzeln die dem Punk eine neue Richtung geben...

Zum Beispiel Gogol Bordello...?
Genau, die haben zwar definitive Punkrock-Attitüden aber dazu eben russischen Wahnsinn-Sound und durchgeknallte Akkordeons am Start. Das Ganze ist aber irgendwie auch ein natürlicher Prozess, wenn man bedenkt was viele junge Menschen in Amerika unter Punkrock verstehen: Hawthorne Heights etwa (lacht abfällig)... Das ist dann schon hart.

Liegt die Zukunft des Punkrocks dann also eher in der Internationalisierung seines Sounds?
Ja, das kann gut sein. Wir leben nun mal in einer schnelllebigen Zeit, in der es Menschen viel einfacher freisteht, andere Kulturen kennen zu lernen und sich mit diesen auch auseinanderzusetzen. Oh mein Gott, ich rede schon wie ein Hippie... Naja, aber dazu gehört auch das Zusammenwachsen von verschiedenen ethnischen Sounds und dem Verständnis füreinander. 

Hört sich irgendwie nach einer guten Form der Globalisierung an?
Ja, nennen wir das doch „The globalism of punk“. Hört sich fantastisch an... (lacht)

Wunderbar. Und zu guter Letzt mal wieder die Frage nach dem geplanten Release-Termin für die neue Mad Caddies-Scheibe?
Wir hoffen, dass wir mit den Aufnahmen bis Oktober so weit fertig sind. Wenn wir es danach noch nicht rausbringen, wird es spätestens im Frühjahr 2007 so weit sein. Es ist so gut wie fertig, möchten es aber gleichzeitig auch so gut wie nur möglich hinbekommen und überstürzen deshalb auch nichts. Entschuldigung also an alle da draußen, die darauf warten: Es kommt, spätestens dann im Februar oder März.

Interview + Text


Fotos: fatwreck.com (Pressefreigabe) 

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